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Drei mal drei Fragen: Die Lieferketten­problematik

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Drei mal drei Fragen: Die Lieferketten­problematik

Das Jahr 2021 stellte das Supply Chain Management vor riesige Herausforderungen und auch für 2022 ist keine Entspannung in Sicht. Drei Experten aus unserer Gruppe erläutern uns, vor welche Probleme die Störungen in der Lieferkette die NKG stellen und wie wir sie gemeinsam bewältigen.

Kay Lohse, Geschäftsführer Internationale Commodity Logistik (ICL)

Welche Probleme bereiten uns als Rohkaffee-Dienstleister die Lieferkettenstörungen?

Weltweit liegt die Fahrplanverlässlichkeit der Linienreedereien nur noch bei derzeit nur noch 32 statt vormals 85 %. Pünktlichkeit ist damit nicht mehr gegeben, was vor allem an den teilweise komplett überlasteten Empfangshäfen liegt. Wiederkehrende Lockdowns in z.B. Vietnam und bestimmten Regionen Chinas halten die Lage zusätzlich prekär. Vor Los Angeles und Long Beach liegen rund 100 Schiffe, die auf Abfertigung waren, auf den Schienen vor Chicago stauen sich 55 km Waggons mit Containern, die Frachtpreise explodieren und die Konkurrenz um den knappen Platz an Bord ist immens hoch. Da stehen wir mit unserem Rohkaffee mit allen anderen Exportwaren in direktem Wettbewerb.

Können wir Gegenmaßnahmen ergreifen oder die Folgen abfangen?

Kaum. Wir profitieren in dieser Lage aber sehr von unseren teilweise 20, 30 Jahre haltenden langen Geschäftsbeziehungen, da wir als verlässlicher Partner gelten und die Reedereien uns daher wohlgesonnen sind. Mit TradeLens haben wir außerdem zum richtigen Zeitpunkt das richtige Projekt angestoßen. Wir können durch eine zunehmende Digitalisierung der Supply Chain die Verzögerungen zwar nicht vermeiden, wissen aber immerhin, wo unsere Ware steckt, können daher rechtzeitig reagieren und unsere Kunden verlässlich informieren.

Welche Vorteile haben wir als Gruppe in dieser Lage?

Unser großer Vorteil ist unsere enge Vernetzung untereinander sowie mit unseren Geschäftspartnern. Hier bei ICL laufen die Fäden zusammen, wir können Wissen teilen und verteilen, sammeln gemeinsam Erfahrungen und es tun sich dadurch auch Alternativen auf. In der Gruppe sind wir effizienter, als wenn jeder für sich alleine wäre.

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Kay Lohse,
Geschäftsführer Internationale Commodity Logistik (ICL)

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Sven Hähnsen,
Geschäftsführer NKG Kala Hamburg (KALA)

Sven Hähnsen
Geschäftsführer NKG Kala Hamburg (KALA)

Welche Probleme bereiten uns als Rohkaffee-Dienstleister die Lieferkettenstörungen?

Teilweise wissen wir kaum, wann welche Ware in welcher Menge bei uns ankommt. Daher ist die Einlagerung extrem schwer zu planen, besonders da immer kleinere Volumina geliefert werden, für die unsere Silozellengrößen nicht wirklich ausgelegt sind. Unsere Silozellen-Kapazitäten können somit nicht effizient ausgenutzt werden und entsprechend gibt es Vorzögerungen bei der Entladung der Container. Schaffen wir es nicht, diese innerhalb der vorgegebenen Freizeiten zu entladen, entstehen von Seiten der Reedereien oder am Terminal neue Kosten. Zudem erhalten wir sehr viele kurzfristige Aufträge, die längerfristige Planungen verhindern. Natürlich macht uns auch, insbesondere beim Export, die Containerknappheit zu schaffen. Hier nicht nur die geringere Verfügbarkeit, sondern vielmehr der schlechten Zustand der Container, die dann nicht für den empfindlichen Kaffee geeignet sind.

Können wir Gegenmaßnahmen ergreifen oder die Folgen abfangen?

Die stetig wachsende „Kleinteiligkeit“ decken wir bereits teilweise mit unseren eigenen 600 Lagercontainern ab, die wir für die Zwischenlagerung auf unserem Geländer nutzen. Zusätzlich haben wir weitere angemietet, da neue Container zum Kaufen Stand jetzt doppelt so teuer wie früher sind und ein Jahr Lieferzeit haben. Aufgrund der Lieferkettenstörungen werden vermutlich Lagerbestände ansteigen und wir werden unsere Kapazitäten generell erhöhen müssen, um den Kunden Sicherheitsbestände zu ermöglichen. Hier sind wir bereits in Gesprächen.

Welche Vorteile haben wir als Gruppe in dieser Lage?

In der Krise wenden sich viele Kunden an die NKG, denn wir stehen für Verlässlichkeit. In unserem Fall haben wir durch die Gruppe aber nur bedingt Vorteile, da am Ende Rösterkundenanforderungen an uns weitergegeben werden. Generell würden wir uns bei der KALA wünschen, dass unsere Themen teilweise mehr beim Kundengeschäft mitgedacht werden, damit wir hier wirklich alle Anforderungen umsetzen können. Unsere Kollegen arbeiten im 24-Stunden-Betrieb unter hoher Belastung und wir kommen nur durch, wenn wir als Gruppe an einem Strang ziehen.

Matthias Kudelka,
Director Supply Chain Management Bernhard Rothfos (BR)

Welche Probleme bereiten uns als Rohkaffee-Dienstleister die Lieferkettenstörungen?

Die größten Probleme bestehen bei der Bereitstellung der Container, dem mangelnden Schiffsraum und daraus resultierend, dass wir keine Termine mehr halten können. Uns fehlen Kontinuität und Verlässlichkeit des Dienstleisters Reederei. Wir müssen verstärkt mit den Kunden kommunizieren, da die natürlich ihre Ware in time erhalten wollen. Insgesamt hat die Situation unsere Arbeit sehr intensiviert: Jede Abwicklung eines Verkaufskontraktes dauert doppelt so lang wie früher. Der Dialog muss nämlich auch im Ursprung verstärkt werden – wo ist die Ware, wann kommt sie? Das Geschäft rollt nur mit Nachdruck.

Können wir Gegenmaßnahmen ergreifen oder die Folgen abfangen?

Wir müssen immer mehr und immer detaillierter kommunizieren. Außerdem suchen wir nach neuen und alternativen Transportwegen und probieren, innovative Lösungen anzubieten. Wir kennen alle unsere Ansprechpartner persönlich und können dadurch viel direkter und offener mit ihnen kommunizieren – das ist jetzt unser Vorteil. Allerdings sind wir am Ende des Tages von den Reedereien abhängig, die genau in der Mitte unseres Geschäfts sitzen.

Welche Vorteile haben wir als Gruppe in dieser Lage?

Diese Krise kann und wird uns als Gruppe zusammenschweißen, da wir extrem aufeinander angewiesen sind. Außerdem liegt in ihr auch eine Chance: Wir als Rohkaffee-Dienstleistungsgruppe können zeigen, was wir alles aus einer Hand anbieten und lösen können. Es bleibt zu hoffen, dass die Kunden auch weiterhin unsere Leistungen im Paket in Anspruch nehmen. Dafür müssen wir ihnen das Gefühl geben: wir sind da, wir kümmern uns!

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Matthias Kudelka,
Director Supply Chain Management Bernhard Rothfos (BR)

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